gesunde Ernte aus dem Vorgarten
Seit einigen Monaten begegnet man in Orlandos Viertel Winterpark immer häufiger kleinen Radfahrergruppen: Sie haben erdige Hände, Anhänger voller Gartenwerkzeuge und in ihren grünen Kisten türmen sich reife Tomaten, knackige Salate oder duftende Petersilie. Doch neben dem frischen Gemüse fällt vor allem eines auf: Man blickt in glückliche und zufriedene Gesichter.
Urbanes Gärtnern 2.0
Fleet Farming wurde 2014 in Orlando gegründet. Die Idee dazu entstand während einer Brainstorming-Session der Non-Profit-Organisation IDEAS for Us (https://ideasforus.org/) und basiert ursprünglich auf einem Modell von Urban Farmer Curtis Stone aus Kanada. In Orlando haben sich der selbsternannte Vorzeige-Yuppie John Rife und die Aktivistin Heather Grove zur Lebensaufgabe gemacht, das Urbane Gärtnern in ihrer Stadt auf ein neues Level zu heben.
Vom Rasen zum Fleet Farming
Fährt man durch die Straßen von Orlando eröffnet sich häufig ein sehr typisches Bild: perfekt gepflegte Vorgärten mit großen Rasenflächen. Das sieht hübsch und gepflegt aus, doch neben den großen Mengen an Benzin, die die Rasenmäher regelmäßig verschlucken, werden häufig viel Dünger und Pestizide eingesetzt. Die Kosten dafür trägt unsere Umwelt. Dabei eignen sich diese Flächen eigentlich nur zu gut, um sie in kleine, urbane Ökosysteme zu verwandeln – ein Gedanke, der dank der Initiative Fleet Farming glücklicherweise in immer mehr Gärten zur Wirklichkeit wird. Die Idee ist so einfach wie genial: Im ersten Schritt sucht Fleet Farming nach Freiwilligen, die einen Teil ihres Gartens für die Bepflanzung zur Verfügung stellen wollen. Ist dieser gefunden, kümmern sich die Mitglieder der Organisation im nächsten Schritt um Bepflanzung, Bewässerung, Pflege und Ernte des sogenannten Farmfleets. Je nach finanzieller Situation des Grundstück-Eigentümers subventioniert Fleet Farming sogar die Kosten für die Installation und Bewässerung.
Kalorien verbrennen und Gutes tun
Um das Konzept noch nachhaltiger zu gestalten, sind die urbanen Gärtner von Fleet Farming Orlando immer auf Fahrrädern unterwegs. In Gruppen von zehn bis zwanzig Freiwilligen fahren die Helfer alle zwei Wochen von Beet zu Beet. Das hält nicht nur fit, sondern die Kombination aus frischer Luft und etwas Gutes tun macht vor allem auch glücklich. Um den Anbau noch naturnaher zu gestalten setzen sie zudem auf besondere Permakultur-Techniken. Einen Teil der geernteten Lebensmittel darf der Eigentümer behalten, der andere Teil wird auf dem Markt oder in Restaurants verkauft. Heather Grove will mit dem Projekt vor allem zeigen, wie leicht es sein kann, selbst Lebensmittel emissionsfrei und ökologisch anzubauen. So soll Fleet Farming nicht nur ein besseres Umweltbewusstsein schaffen, sondern will sich vor allem auch dem bitteren Kampf gegen den Klimawandel stellen. Denn vielen Menschen ist nicht klar, dass ganze 33 Prozent des Klimawandels der weltweit nicht nachhaltig durchgeführten Nahrungsmittelproduktion zuzuschreiben sind.
Urban Gardening in Deutschland
Auch hier in Deutschland kann man schon lange hinter so manchen Zäunen oder auf Verkehrskreiseln bunte, wild wachsende Gärten entdecken: Urbanes Gärtnern oder Guerilla Gardening ist zu einem beliebten Hobby geworden. Dabei sehnen sich viele Städter nicht nur nach mehr Natur oder der Verschönerung trister Flächen, sondern wollen in erster Linie auch die Ernte nutzen und etwas Gutes für ihre Umwelt tun.