Die Zero-Waste-Bewegung
Bei Manuel Bornbaum und Florian Hofer dreht sich alles um Pilze. Das Duo aus Wien züchtet Austernpilze – auf Kaffeesud. Ursprünglich entstand das Projekt im Rahmen eines Uni-Seminars. Schnell kam aber die Idee auf, das Konzept in die Tat umzusetzen. Mit Erfolg. Inspirationsquelle für Hut und Stiel, wie sich das Start-up der beiden Österreicher nennt, waren bereits bestehende Pilzfarmen in den Niederlanden. Das Handwerk der Kaffeesatzpilzzucht erlernten Bornbaum und Hofer dann auch bei einem Workshop in Rotterdam. Motiviert wurden die Studenten zusätzlich durch die Zero-Waste-Bewegung: den Kreislauf schließen und nutzen, was genutzt werden kann. Die Bohne der Kaffeepflanze wird geröstet und gemahlen und verfeinert uns schließlich als Espresso, Kaffee oder Latte Macchiato den Tag. Aber nur 0,2 Prozent der Kaffeebohne landet in der Tasse. 99,8 Prozent wandern als Sud in den Müll – zuhause wie in der Gastronomie. An dieser Stelle endet der Prozess normalerweise, aber der von Hut und Stiel fängt hier erst an.
Wie Pilze aus den Säcken sprießen
Zum Pilzanbau benötigt man zunächst ein geeignetes Substrat, mit dem die Pilzbrut versetzt werden kann. Bei Hut und Stiel besteht dieses fast zur Gänze aus Kaffeesatz. Diesen holt das Start-up von Cafés, Restaurants, Hotels und Seniorenheimen per Lastenfahrrad ab. Mit Myzel und Kaffeebohnenhäutchen vermengt, wird das Substrat in Plastiksäcke gefüllt und auf Schienensystemen aufgehängt. Bei mindestens 24 Grad und Dunkelheit fangen die Pilze in den Säcken an zu wachsen. Sobald sichtbar ist, dass sich ein Pilz bildet, schneiden Bornbaum und Hofer kleine Löcher in die Säcke. So finden die Seitlinge ihren Weg nach draußen. Nach etwa drei Wochen werden sie in die sogenannte Aufzuchtstation umgehängt, wo die Pilze bei 15 Grad und Licht sprießen. Die Ernte führt Hut und Stiel pro Sack dreimal durch.
So schließt sich der Kreislauf
Der verbrauchte Kaffeesud wird anschließend in einen alten Kuhstall gebracht, wo Kompostwürmer ihn zersetzen. So schließt sich der Kreislauf und das organische Material findet seinen Weg zurück in den Boden. Die geernteten Austernpilze, üblicherweise bis zu 30 Kilogramm pro Woche, verkaufen die beiden Pilzzüchter auf diversen Märkten. Auch in Restaurants kommen ihre Edelprodukte zum Einsatz. Weniger schöne Exemplare werden zu Aufstrichen, Pestos und Sugos verarbeitet. Manuel Bornbaum und Florian Hofer haben alle Hände voll zu tun – ihre Idee ist eingeschlagen.