An apple a day keeps the doctor away
Was haben Adams Parmäne und Berliner Schafsnase, Bischofsmütze und Doberaner, Seidenhemdchen und Tiefenblüte, Winterprinz und Zigeunerin gemeinsam? Alle sind alte Apfelsorten, die nur darauf warten, ihren guten Geschmack wieder zu beweisen! Äpfel sind, natürlich nur, sofern man nicht allergisch auf sie reagiert, was Wunderbares. Sie schmecken richtig lecker – von herrlich sauer über fein süß bis delikat würzig –, und sind dank der vielen Vitamine, Mineral- und Ballaststoffe, die sie enthalten, auch richtig gesund. Der Spruch „An apple a day keeps the doctor away" kommt schließlich nicht von ungefähr. Vielseitig sind sie auch, lassen sich zu Mus, Saft und Gelee verarbeiten, kochen, backen, braten und trocknen. Und anders, als die Obstregale in den meisten Lebensmittelläden vermuten lassen, gibt sie in unendlich vielen Sorten.
Vergessene Vielfalt
Allein in Deutschland soll es Mitte des 19. Jahrhunderts 4000 verschiedene Apfelsorten gegeben haben. Viele davon allerdings nur regional, wie Von Zuccalmaglios Renette im Rheinland, den Altländer Jakobsapfel im Alten Land bei Hamburg, den Doodapfel im Raum Bremen oder den Spitzrabau in Hessen. Seit einigen Jahren stoßen alte Apfelsorten nun wieder auf stetig zunehmendes Interesse – und begeisterte Esser. „Alte Apfelsorten", das sind all jene, deren Ursprünge zum Teil bis ins 16./17. Jahrhundert zurückgehen, die im erwerbsmäßigen landwirtschaftlichen Obstbau unserer Tage aber leider keine Rolle mehr spielen. Auf der Webseite des Pomologen-Vereins findet man ein Verzeichnis mit stolzen 1971 alten Apfelsorten, deutschen wie internationalen.
Klangvoll und bekömmlich
Besonders für Allergiker können die alten Sorten eine echte Entdeckung sein. Denn anders als jüngere Züchtungen, wie beispielsweise Jonagold, Granny Smith und Golden Delicious, haben alte Sorten wie Finkenwerder Herbstprinz und Gravensteiner schon bewiesen, dass sie selbst für Allergiegeplagte ohne unerwünschte Nebenwirkungen genießbar sind. Was am meist höheren Polyphenolgehalt der alten Sorten liegen dürfte. Polyphenole sind aromatische Verbindungen, die zu den sekundären Pflanzenstoffen gehören und die allergieauslösenden Stoffe im Apfel „deaktivieren". Wobei rote Äpfel generell verträglicher als grüne zu sein scheinen. Und mit Namen wie Elise Rathke, Minister von Hammerstein, Prinz Albrecht von Preußen, Exertaler Katzenkopf, Geflammter Kardinal, Geheimrat Dr. Oldenburg, Gelber Richard, Groninger Krone, Jamba 69, Juwel von Kirchgelder, Langtons Sondergleichen und Pilot beflügeln die alten Sorten nicht nur den Gaumen, sondern auch die Fantasie.
Auf den Geschmack kommen
Im Supermarkt sucht man die leckeren alten Schätzchen (noch?) vergeblich. Aber einige Obstbaumschulen haben sich inzwischen regelrecht auf alte Apfelsorten spezialisiert. Wer sich nun nicht gleich seinen eigenen Apfelbaum pflanzen möchte oder kann, wird mit ein bisschen Glück auch auf kleineren Obsthöfen, in gut sortierten Obstläden, bei Biobauern oder auf Wochenmärkten in der Umgebung fündig. Eine Sünde ist der Genuss der wiederentdeckten fruchtigen Verführer jedenfalls definitiv nicht – ganz im Gegenteil!