Kulinarische Inspirationen
Der Weihnachtscountdown läuft! Und wie alle Jahre wieder stellt sich damit so langsam, aber sicher auch die Frage: Was kommt zur Feier der Tage auf den Tisch? Auf der Suche nach Inspiration für den diesjährigen Festtagsschmaus habe ich mal in alle Himmelsrichtungen über den Tellerrand auf die kulinarischen Weihnachtsklassiker in anderen Ländern geschaut. Beim Stichwort "Weihnachtsklassiker" kommt man natürlich an Kartoffelsalat mit Würstchen nicht vorbei. Gab's auch früher bei uns zu Hause immer an Heiligabend. Irgendwann in meiner Teeniezeit habe ich dann etwas "Wildes" gemacht und ein klein wenig gegen das – auch heute noch deutschlandweit verbreitete – Standardweihnachtsessen rebelliert, indem ich Würstchen gegen Spiegelei getauscht habe.
So genießt an Weihnachten der Norden, ...
Speisen, die zu Weihnachten einfach dazu gehören, gibt es eigentlich in allen Ländern. In den nordischen beispielsweise geht es an Weihnachten richtig deftig zu: allem voran mit dem traditionellen Weihnachtsschinken, der aromatisch gewürzt stundenlang sanft gegart wird und dadurch herrlich zart ist. Auch Fisch (in allen möglichen Variationen), Kartoffeln und Kohlgemüse dürfen auf Nordeuropas Weihnachtstafeln nicht fehlen. In der Vorweihnachtszeit geht es hier dafür ziemlich süß zu: in Finnland zum Beispiel mit "joulutorttu", wie Windräder geformten Butterplätzchen mit Pflaumenmus. Oder in Norwegen mit den rautenförmigen "sirupsnipper", die neben süßem Sirup auch Pfeffer, Ingwer, Anis, Zimt und Hirschhornsalz enthalten. Nicht wirklich süß auf der Zunge, aber umso lieblicher fürs Auge ist das isländische "Laufabrauð". Ein ganz dünnes Brot (im Idealfall so dünn, dass man Zeitungsüberschriften hindurch lesen kann), in das kunstvolle Muster geschnitzt werden. Wieder richtig zuckrig endet in allen nordischen Ländern das aus zig Gerichten (bis zu 60 können es locker sein) bestehende Weihnachtsgelage: mit süßem Milchreis, in den eine geschälte ganze Mandel kommt. Wer die in seiner Portion findet, hat im bald beginnenden neuen Jahr besonders viel Glück!
... Osten, ...
In Ungarn mag man es an Weihnachten fischig: mit Fischsuppe als Vorspeise, gefolgt von gebratenem oder gebackenem Fisch als Hauptgang. Komplettiert werden die an Heiligabend typischen drei Gänge von leckeren Mohn- oder Nussrollen. Etwas üppiger geht es in Polen zu. Hier schlemmt man sich klassischerweise, sobald der erste Stern am Himmel zu sehen ist, durch zwölf Gerichte – als Erinnerung an die zwölf Apostel. Und weil es Brauch ist, erst ab dem 25.12. wieder Fleisch zu essen, kommen am 24. unter anderem Köstlichkeiten wie "Barszcz czerwony" (Rote-Bete-Suppe), Maultaschen mit Sauerkraut-Pilzfüllung, und Fisch (besonders Karpfen) auf den Tisch. Russlands orthodoxe Christen wiederum feiern Weihnachten erst am 7. Januar und Heiligabend am Tag davor. Egal, was dann nach dem Ende der 40-tägigen Fastenzeit im Kreise von Familie und Freunden verspeist wird, Kutja, eine Art Brei aus Getreide oder Buchweizen mit Honig, Nüssen und Mohn gehört unbedingt dazu!
... Süden, ...
Klar, dass die Franzosen in puncto Essen erst recht an Weihnachten keine halben Sachen machen. Ihre Esstische biegen sich dann förmlich unter gefülltem Truthahn, Pasteten, Jakobsmuscheln, Austern und Langusten sowie "chapons", Kapaunen, die vorzugsweise aus Bresse und Umgebung kommen. Dazu fließt der Champagner in geradezu rauen Mengen. Den süßen Abschluss der festlichen Schlemmerei bildet die "Bûche de Noël", eine formidable Biskuitrolle, die aussieht wie ein Holzstamm. Eine süße lukullische Weihnachtstradition aus Italien hat inzwischen auch bei uns Einzug gehalten: Panettone. An Herzhaftem kommt in Bella Italia an Heiligabend meist Fisch auf den Tisch, bevor es tags darauf üppiger und fleischlicher wird. Vino, Prosecco und Spumante gehören zum Weihnachtsessen natürlich ebenso dazu wie Kaffee, Magenbitter und Liköre. Auch in Spanien wird an Weihnachten geschlemmt, was das Zeug hält. Je nach Region vor allem Fisch und Meeresfrüchte oder eben verschiedenste Fleischsorten und -varianten. Ein süßes Finale bildet hier "turrón", köstliches Nougatkonfekt aus Honig, Mandeln, Zucker und Eiweiß. In Portugal wird traditionell erst nach der Christmette gegessen, also in der Nacht. Und dann ebenfalls reichlich: Fisch (speziell Stockfisch), Fleisch (vor allem Schwein, als Braten und Wurst), "bolo rei" ("Königskuchen", aus Hefe und kandierten Früchten) und Schmalzgebäck.
... und Westen
Das früher in Luxemburg typische Weihnachtsessen "Träipen" (Blutwurst) mit Kartoffelpüree und Apfelmus ist heute weitgehend Truthahn, Fondue oder auch Meeresfrüchten gewichen. Beliebt sind aber nach wie vor auch "Gromperekichelcher" (Kartoffelküchlein) und "Boxemännercher" (Stutenkerle). In Belgien isst man am Fest der Liebe – nein, mal nicht Moules Frites! - sondern gerne gefüllte Pute und Schokokuchen zum Dessert. Insgesamt stehen die Belgier in Sachen reichlicher und üppiger Weihnachtsschlemmerei den Franzosen in nichts nach. Eine eigene Tradition haben hier allerdings die extra gebrauten Weihnachtsbiere. In den Niederlanden herrscht schon am 5. Dezember die größte Weihnachtsfreude. Dann kommt nämlich Sinterklaas und der bringt neben Geschenken auch Lebkuchen, Gewürzkekse und, zur Begeisterung aller Kinder, einen großen Buchstaben (und zwar immer den ersten des Vornamens) aus Schokolade. Am 24. und 25.12. wird dann auch Weihnachten gefeiert, allerdings nicht unbedingt noch mal mit Geschenken. Dafür aber mit gutem Essen, wie Wild-, Geflügel- oder Rindfleisch und Fondue. Nicht zu vergessen die sehr beliebten "gourmetten", eine Art Raclette, bei der Fleisch und Gemüse in kleinen Pfännchen am Tisch gegrillt werden.
Persönlicher Weihnachtsklassiker
Angesichts dieser überbordenden Reichhaltigkeit und Vielfalt muss ich ja nun doch gestehen, dass ich es mir inzwischen an Heiligabend in der Küche auch gerne einfach (und dafür schneller auf dem Sofa gemütlich) mache. Und zwar mit Toast Hawaii! Das würzige Aroma von gekochtem Schinken in Kombination mit der süßen Säure von Ananas finde ich schlichtweg toll. Von dem feingeschmolzenen Käse on top (ich nehme am liebsten jungen bis mittelalten englischen Cheddar) ganz zu schweigen. Für meinen Gaumen einfach ein echter Genuss! Dazu dann noch ein schönes Glas Chablis und mein ganz persönlicher Weihnachtsklassiker ist perfekt. Und weil der wirklich so schnell und einfach UND lecker ist, sehe ich schon kommen, dass es kulinarisch gesehen auch dieses Jahr an Heiligabend wieder genau damit enden wird. Also, schmackhafte Festtage!