Direct Trade
Bei Kaffee habe ich bisher immer auf das Fairtrade-Siegel geachtet: ein Preisminimum, Mindestlöhne, eine nachhaltige Arbeitsweise – das sollte eigentlich selbstverständlich sein. Auch finde ich gut, dass Fairtrade die Rechte von Kleinbauern stärkt. Aber hier und da wird an dem Label auch Kritik laut und es ist eine Diskussion um seine Wirksamkeit entstanden. Zum Beispiel wird bemängelt, dass der große Apparat hinter Fairtrade intransparent sei und viel Geld für Marketing verschlucke. Die Zertifizierung koste auch für die Kooperativen in den Kaffeeanbaugebieten Geld und es gäbe keine Incentives für besondere Qualität, was sich eher zum Nachteil für die Qualität auswirke, so die Kritiker.
Kaffee wird direkt bei Kaffeebauern eingekauft
Im Bereich des Kaffeehandels hat sich derweil eine kleine alternative Strömung zum Fairtrade-Zertifikat entwickelt: der direkte Handel mit Produzenten aus Afrika und Lateinamerika, auch Direct Trade genannt. Unternehmen wie Coffee Circle betreiben Direct Trade, indem sie ihren Kaffee direkt bei Kaffeebauern in Äthiopien einkaufen. Für diese Arabica-Kaffees zahlen sie gerechte, sehr hohe Einkaufspreise. Darüber hinaus unterstützen die Kunden mit 1 Euro pro Kilogramm gekauftem Kaffee Entwicklungsprojekte, die Coffee Circle selbst bei den Kaffeebauern umsetzt.
Transparenz für faire Preise und gute Qualität
Das Ziel von Direct Trade ist eine transparente Wertschöpfungskette, von der alle Beteiligten profitieren. Tobias Radinger von Coffee Circle sagt in einem Interview mit Biorama: „… ich will einen fairen Preis für das Produkt bezahlen und sicherstellen, dass dieses Geld auch beim Produzenten ankommt. Bei Fairtrade weiß ich zwar, dass ein – für mich zu niedriges – Minimum bezahlt wird, kenne aber sonst die Aufteilung des Geldes nicht. Bei Direct Trade handeln wir direkt mit den Kooperativen, das heißt die Verträge werden in der Regel mit den Kooperativen selbst verhandelt, das Geld geht direkt an sie.“ Da man bei Direct Trade in regelmäßigem Kontakt mit den Kooperativen steht, ist es auch einfacher für Unternehmen wie Coffee Circle, Moema oder BlackBird Coffee, unmittelbares Feedback zu geben und so die Qualität sicherzustellen. Langfristige Partnerschaften sind hier sehr wichtig, um Vertrauen und Planungssicherheit aufzubauen. Oft muss ein Teil des Einkaufs bereits vorfinanziert werden, um der Kooperative ausreichend Kapital während der Ernte zur Verfügung zu stellen.
Direct Trade kommt auch bei Bio-Kaffee ohne Zertifizierung aus
Während bei Fairtrade-Kaffee die wirtschaftlichen Vorteile für die Produzenten oft durch die hohen Zertifizierungskosten wieder aufgefressen werden, gibt es für Direct-Trade-Kaffee gar keine Zertifizierungen oder Labels. Selbst für direkt gehandelten Kaffee aus biologischem Anbau gibt es oft kein Bio-Label. Die gesamten Zertifizierungskosten entfallen somit und dienen stattdessen der weiteren Entwicklung und Verbesserung der Qualität vor Ort. Die Idee dahinter ist es, den Kreis zwischen Produzent, Händler und Verbraucher zu schließen. Es entsteht eine Handelskette, die von Anfang an für Verbraucher transparent ist. Dadurch wird sichergestellt, dass der Verkaufspreis zu einem großen Teil bei den Menschen ankommt, die in aufwändiger Arbeit den Kaffee ernten.