Natürlich, nachhaltig und viel zu schade für den Müll
Nach einem gemütlichen Abend mit Freunden kommen die leeren Weinflaschen zur Altglassammlung – soweit, so klar. Aber wohin eigentlich mit den Korken? Wenn es sich dabei um Naturkorken handelt, heißt die Devise: nicht wegschmeißen, sondern recyceln! In Deutschland fallen pro Jahr 1,2 Milliarden Korken an. Dieser riesige Korkberg wandert meist in den Müll und dann in die Verbrennungsanlagen. Was vielen aber gar nicht klar ist: Kork ist ein natürlicher Rohstoff, der begrenzt ist. Unsere Weinkorken werden direkt aus der Rinde der Korkeiche gestanzt. Die Weiterverarbeitung lohnt sich besonders, da die Korken einen sehr langen Entstehungsprozess haben.
Was ist Kork und woher kommt er?
Die im Mittelmeerraum wachsenden Korkeichen bilden die Korkrinde, aus der die Flaschenkorken gemacht werden, als Schutzgewebe gegen Wasserverlust im subtropischen Klima. Etwa 15 bis 25 Jahre braucht ein neu gepflanzter Baum, bis er die erste Korkrinde entwickelt hat. Zu diesem Zeitpunkt ist die Qualität der Rinde aber immer noch nicht ausreichend für die Korkenherstellung. Laut dem Naturschutzverein NABU müssen Korkeichen mindestens 30 Jahre alt sein, bevor sie zum ersten Mal geschält werden dürfen. Danach sollte das Schälen nur alle neun bis zehn Jahre geschehen, denn so lange dauert es in etwa, bis der Baum eine neue Rinde gebildet hat.
Sollte man auf Kork also verzichten?
Nein. Kork eignet sich gut als Flaschenverschluss, denn er hat im Gegensatz zu anderen hierfür verwendeten Materialien eine gute Klimabilanz. Mit dem Kauf von Flaschen mit Naturkorken fördert man außerdem die traditionelle und nachhaltige Landwirtschaft sowie die Artenvielfalt in den Anbauländern. Denn die uralten Landschaften, in denen die Korkeichen beheimatet sind, sind wertvolle Biotope, die vielen Tieren und Pflanzen ein Zuhause bieten. Was zudem für Kork spricht: Er lässt sich problemlos recyceln. Leider wird bisher aber nur ein Zehntel des Flaschenkorks dem Stoffkreislauf zugeführt. Der NABU Hamburg hat daher die KORKampagne gestartet, um das Bewusstsein der Verbraucher zu schärfen und um möglichst viele Flaschenkorken zu sammeln: Diese werden zu einem natürlichen und nachhaltigen Dämmstoff weiterverarbeitet. Die Wärmeisolation aus Kork spart beim Häuserbau wiederum CO2.
Wo kann ich Flaschenkorken abgeben?
Aus dem Erlös des Dämmgranulatverkaufs unterstützt der NABU Kranichschutzprojekte in Spanien – der Heimat der Korkeichen – und Deutschland. Ziel der Naturschutzarbeit in Spanien ist die Erhaltung der traditionellen Korkwirtschaft und der Steineichenwälder, in denen die meisten Kraniche überwintern, die unseren Kontinent überqueren. Wenn ihr also mit euren Korken etwas Gutes tun wollt, sind sie bei einer der Sammelstellen des NABU sinnvoll aufgehoben. Darüber hinaus finden sich Korkensammelstellen auf Recyclinghöfen, aber auch in einigen Schulen, Vereinen oder Gemeindehäusern können Korken abgegeben werden. Zudem wurde Anfang 2020 von Doghammer das Projekt „Cork Collect – Korken sammeln für einen nachhaltigen Fußabdruck“ ins Leben gerufen – hier könnt ihr deutschlandweit Korken abgeben, die sich dann für die Produktion von Wanderschuhen, Sneaker und Sandalen auf den Weg nach Portugal machen. Inzwischen bieten sogar manche Supermärkte, Drogerien oder Getränkehandlungen Korkensammelstellen an.
Wie kann ich Korken sammeln?
Sammelt die Korken einfach in einem Glas oder Behälter in der Küche und bringt sie je nach Menge ein- bis zweimal im Jahr zu einer Sammelstelle. Wichtig ist, dass die Korken relativ luftig gelagert werden, damit sich durch Weinreste oder Feuchtigkeit kein Schimmel bilden kann. Man kann übrigens nicht nur Flaschenkorken recyceln – auch Bodenbeläge, Untersetzer und Co. aus Naturkork können in Sammelstellen abgegeben werden. Dabei solltet ihr nur darauf achten, dass es sich um naturreinen Kork handelt, also keine anderen Materialien wie Metall oder Lackierungen mehr enthalten sind.
Basteln mit Korken
Kreative Köpfe unter euch können Korken auch selber weiterverwerten: Einfach mal nach „Basteln mit Korken“ im Internet suchen. Da gibt es jede Menge Inspiration und – gerade jetzt zur Weihnachtszeit – gute Tipps für selbstgemachte Geschenke.