Mehr als nur ein Getränk
Die einen können mit ihm einfach nichts anfangen, die anderen können (und/oder wollen, so wie ich) einfach nicht ohne ihn. An Kaffee scheiden sich die Geister, er polarisiert wie sonst kaum ein alltägliches Getränk. Einst vom gesundheitlichen Standpunkt aus fast verteufelt, ist er ernährungsphysiologisch längst rehabilitiert. Um sein facettenreiches Potential zu entdecken, nutzen und schätzen, muss man ihn nicht einmal geschmacklich mögen und unbedingt trinken! Denn tatsächlich ist Kaffee sehr viel mehr, als nur ein Getränk.
Kaffee als Kosmetiktalent I
Zu sagen, dass Kaffeesatz im Bad eigentlich unentbehrlich ist, wäre jetzt vielleicht ein bisschen übertrieben. Aber ein richtiges Multitalent als Beautyhelferlein ist er wirklich! Das beginnt damit, dass Kaffeesatz (frischer, aber vollständig abgekühlter, natürlich oder getrockneter, frisch angefeuchteter) ein prima Peeling ist. Seine kleinen feinen Partikel funktionieren wie winzige Schleifsteine, die die Haut von abgestorbenen Hautschuppen befreien, die Zellerneuerung anregen und die Durchblutung fördern.
Kaffee als Kosmetiktalent II
Noch pflegender wird das Kaffee-Peeling, wenn man es mit Honig oder Öl (z. B. Oliven-, Argan-, Jojoba-, Mandel- oder Kokosöl) anreichert. Als Faustregel fürs selbstgemachte Koffeinkick-Peeling gilt: 1 Esslöffel Honig oder Öl auf gut 2 Esslöffel Kaffeesatz. Kleine Randnotiz: Damit derlei Schönheitsbehandlungen keine unschönen Spuren im Abflussrohr hinterlassen, ordentlich nachspülen! Ein kräftiger Schuss Essig kann zusätzlich dabei helfen, Verstopfungen durch Kaffeesatz zu vermeiden.
Kaffee als Kosmetiktalent III
Auch eine wahrhaft dufte Gesichtsmaske lässt sich mit Kaffee zaubern. Dafür einfach je 1 Esslöffel Kaffee- und Kakaopulver mit 1 Esslöffel Honig und 1 – 2 Esslöffeln Sahne zu einer cremigen Paste verrühren. Auftragen, 15 – 20 Minuten genussvoll einwirken lassen und dann mit reichlich lauwarmem Wasser wieder abwaschen.
Kaffee als Kosmetiktalent IV, V und VI
Mit kaltem Kaffee getränkte Wattepads wirken beruhigend bei Schwellungen im Augenbereich. Außerdem kann Koffein dabei helfen, Augenringe zu mildern. Also einfach mal Augen zu und Kaffee drauf. Ach ja, und was auf Gesicht und Körper funktioniert, macht natürlich vor Haar und Haupt nicht Halt. Kaffeesatz, mit Shampoo am Haaransatz verteilt und einmassiert, regt die Durchblutung der Kopfhaut an, unterstützt die Entfernung von Schuppen und kräftigt die Haarwurzeln. Eine Spülung mit frisch gebrühtem, auf lauwarm abgekühlten Kaffee verleiht dem Haar feinen Glanz (duftige Kaffeenote inklusive). Einfach das frisch gewaschene Haar damit übergießen, einige Minuten einwirken lassen und gründlich mit Wasser ausspülen.
Kaffee als Geruchsneutralisierer
Geröstete und gemahlene Kaffeebohnen verströmen nicht nur Eigenduft – sie neutralisieren auch Fremdgerüche! Um sich das zunutze zu machen, braucht es kein Studium der Molekularchemie. Einfach Kaffeepulver in ein Schälchen füllen und fertig. Klappt auf kleinem Raum, wie beispielsweise im Kühlschrank (wo ein Schälchen reicht) genauso wie in größeren Räumen (da sollten's dann entsprechend ein paar Schälchen mehr sein). Und mit wie Seife verwendetem Kaffeesatz auch prima an den Händen (z. B. nach dem Schneiden von Zwiebeln oder Knoblauch).
Kaffee als Pflanzendünger
Selbst Pflanzen mögen Kaffee. Richtig in Erde eingearbeitet, fungiert Kaffeesatz dank seiner immer noch enthaltenen natürlichen Nährstoffe als Dünger. Nur für Keimlinge ist er noch nichts. Als Nährboden für die Zucht von Speisepilzen aber wiederum sehr geeignet, wie wir hier schon vor geraumer Zeit in einem Beitrag berichtet haben. Wer seinen Zimmerpflanzen hin und wieder einen düngenden Koffeinkick gönnen will, sollte frisch gebrühten, erkalteten Kaffee 1:1 mit Wasser mischen.
Kaffee als Reinigungsmittel
Der natürliche Peeling-Effekt von Kaffee lässt sich vom Kosmetikbereich in den Haushalt übertragen. Und macht ihn dort zu einem prima Reinigungs- und Scheuermittel. Zwar tut man beschichteten Töpfen und Pfannen keinen Gefallen damit, für Grillroste aber (die ja nach Gebrauch gerne mal mit eingebrannten Fettflecken und hartnäckigen Verkrustungen "verziert" sind), ist die Kaffeesatzkeule genau das Richtige! Und allemal besser als jede chemische sowieso. Mit Kaffeesatz und Schwamm wird man selbst erfolgreich die Art von Flecken und Verkrustungen los, die sich sonst nicht mal durch Einweichen lösen und entfernen lassen.
Kaffee als Möbelpflege
Und dann, wer hätte das gedacht, entpuppt sich Kaffee sogar noch als raffiniertes Mittel zur Pflege von Holzmöbeln! Ok, nur dunklen, wie man sich unschwer denken kann. Aber gerade auf denen fallen kleine Kratzer und Schrammen ja auch besonders auf. Auch hier kann dann Kaffeesatz kosmetisch wirken: Angefeuchtet und mit einem Wattestäbchen oder weichen Tuch auf die entsprechende Stelle aufgetragen, setzt das Kaffeemehl sich in der Fuge ab, das darin enthaltene Öl schließt sie. Manche schwören zudem auf kalten Kaffee als Politur für Möbel aus dunklem Holz – was Glanz ins Haar bringt, kann genauso gut auch Möbel glänzen lassen. Ihr seht, damit Kaffee seine vielfältige Wirkung entfalten kann, muss er nicht mal jedermanns Geschmack sein. Eine Daseinsberechtigung als Multifunktionsmittel hat er durchaus auch in Haushalten passionierter Teetrinker. Und eingefleischten Kaffeefans sollte sein "Abfallprodukt" ohnehin viel zu schade sein, um es einfach in den Müll zu werfen. Hierzu noch ein kleiner Tipp zum Schluss: Feuchter Kaffeesatz schimmelt relativ schnell. Wer sich einen Kaffeesatzvorrat anlegen möchte, sollte deshalb den frischen Kaffeesatz in einer Schüssel oder auf einem Teller möglichst flach verteilen und richtig trocknen lassen. Anschließend möglichst luftdicht verpackt, hält er sich eine ganze Weile, und ist bei Bedarf ja ruckzuck wieder angefeuchtet.