Geht das?
Die meisten von uns kennen Quinoa inzwischen aus dem Supermarkt. Das nährstoffreiche Pseudogetreide stammt aus der Andenregion Südamerikas. Was viele nicht wissen: Die Pflanze gedeiht durchaus auch in unseren Breitengraden. Als Vorreiter beim Quinoa-Anbau in Europa hat sich die Dutch Quinoa Group etabliert. Bis vor wenigen Jahrzehnten war Quinoa in Europa praktisch unbekannt. Erst in den Neunzigern entdeckte man die Pflanze als Nahrungsmittel neu: Vor allem Naturkostläden und die alternative Küche propagierten die nährstoffreichen Körner. Heute gelten sie als glutenfreies „Superfood“. Doch nicht alles daran ist super…
Quinoa-Anbau in Südamerika
Das Pseudogetreide wächst fast ausschließlich in seiner Herkunftsregion in den Anden. Mehr als 95 Prozent der gesamten Weltproduktion werden in Peru und Bolivien angebaut, der Rest in Ecuador. Die Transportwege von den Feldern bis nach Europa sind extrem lang. Das bedeutet: Klimabelastung durch fossile Treibstoffe. Auch führt der Boom in reichen Ländern wie Deutschland zu höheren Preisen. Das bedeutet: Wo Quinoa früher ein Grundnahrungsmittel für viele Bauern war, ist sie ihnen heute zu teuer geworden. Zugleich breiten sich Quinoa-Anbauflächen durch die große Nachfrage stark aus und schädigen so die Ökosysteme der Anbauländer.
Quinoa-Anbau in Europa
Die Frage liegt nahe, warum wir Quinoa dann nicht einfach in Europa anbauen. Obwohl sich die Pflanze erstaunlich gut an unterschiedliche ökologische Bedingungen anpasst, ist es kein leichtes Unterfangen, Quinoa in Europa zu kultivieren. Unmöglich ist es jedoch nicht. Das beweist der niederländische Ernährungsberater und Landwirt Rens Kuijten. Kuijten gehört zur neuen Generation von Landwirten, die dem Credo „Masse statt Klasse“ mit einem ausgeklügelten Unternehmensmodell zu trotzen scheinen. Er beschäftigt sich bereits seit 2001 mit dem Anbau von Quinoa und ist heute mit seinem Unternehmen, der Dutch Quinoa Group, mit einem ganzen Netzwerk von 40 Landwirten in den Niederlanden vertreten. Kuijten verkauft hochwertiges Bio-Quinoa ohne Einsatz von Pestiziden und mit dem Fokus auf Regionalität. Sein Quinoa wird lokal verkauft. Die Dutch Quinoa Group arbeitet auch mit Universitäten zusammen, um den Anbei der Pflanze und den Reinigungsprozess weiter zu verbessern. Außerdem schult die Gruppe Firmen im Ausland, die dabei sind, ein Netzwerk vom Anbau bis zum Verkauf regional aufzubauen. Mittlerweile haben sich Quinoa-Bauern europaweit zur European Quinoa Group zusammengeschlossen, darunter auch Landwirte aus Deutschland.
Quinoa im eigenen Garten
Wer nicht warten will, bis Quinoa auch hierzulande in so großem Stil angebaut wird, dass wir das heimische Produkt problemlos im Supermarkt bekommen, kann es im eigenen Garten selbst anbauen. Hochwertiges Saatgut erhaltet ihr zum Beispiel bei spezialisierten Händlern im Internet. Die Aussaat erfolgt im April, zwischen Mitte und Ende des Monats. Quinoa benötigt kaum Pflege. Weder Gießen noch Düngen ist nötig, nur das Unkraut solltet ihr regelmäßig entfernen. Geerntet wird dann zwischen Ende August und Ende September, je nach Witterung auch bis Mitte Oktober. Der Ertrag fällt normalerweise hoch aus, kann aber durchaus wetter- und standortbedingt etwas schwanken. Erst nachdem sie vollkommen trocken sind, können die Körner verwendet werden. Dann aber sind sie in der Küche vielseitig einsetzbar. Ob Quinoa-Salat, als Beilage, im Müsli oder für Süßspeisen – es gibt inzwischen unzählige Quinoa-Rezepte. Vor dem Verarbeiten solltet ihr die Samen immer mit lauwarmem Wasser spülen, da sich in der Samenhülle viele Bitterstoffe befinden.