Das Doggy-Bag-Gesetz
Seit diesem Jahr sind sie in Frankreich Pflicht: die sogenannten Doggy Bags. Der Begriff stammt aus den USA und hatte ursprünglich die Bedeutung, dass Essensreste im Restaurant für den Hund eingepackt wurden. Kein Wunder, dass sich die Haute Cuisine, die gehobene französische Küche, mit dem Konzept schwertut. Was in vielen Ländern eine Selbstverständlichkeit ist, galt in Frankreich lange Zeit als Fauxpas: Ist die Mahlzeit zu groß, lässt man sich die Reste eben einpacken. Doch ein neues Gesetz schreibt französischen Restaurants nun vor, Doggy Bags auf Lager zu haben, wenn sie mehr als 150 Essen pro Tag servieren. Denn allein in der Gastronomie werden jedes Jahr eine Million Tonnen Lebensmittel weggeworfen.
Le Gourmet Bag
Die französische Regierung möchte gegen die Verschwendung angehen: Bis 2025 soll nur noch halb so viel weggeschmissen werden. Allez la France! Helfen soll dabei unter anderem das Doggy-Bag-Gesetz. Und das Problem mit dem Begriff? Hierfür fanden Gastronomen eine elegante Lösung: Sie tauften die „Hundetüte“ kurzerhand um in „Gourmet Bag“. Bis das Konzept im Land der Gourmets richtig akzeptiert ist, wird es wohl noch etwas dauern – laut einer Umfrage der Regierung haben 70 Prozent der Franzosen noch nie Reste mit nach Hause genommen. Allerdings wird die Idee der Doggy Bags von 75 Prozent der Befragten befürwortet. Wir Deutschen haben da grundsätzlich etwas weniger Hemmungen, die Überbleibsel unseres Schnitzels oder der Gemüsepfanne zum späteren Verzehr mitzunehmen. Trotzdem: Auch bei uns muss die Gastronomie pro Gast rund 23,6 Kilogramm Lebensmittel im Jahr wegwerfen.
Zu gut für die Tonne
Anders als in Frankreich setzt die Bundesregierung auf Freiwilligkeit und hat die Initiative „Zu gut für die Tonne“ ins Leben gerufen. Im Rahmen der Aktion „Restlos genießen“ wurden bundesweit 17.600 kompostierbare „Beste-Reste-Boxen“ an Restaurants verteilt. Sie können auch online bestellt werden und sollen die Gastronomie animieren, ihren Gästen das Einpacken von Resten aktiv anzubieten. Außerdem gibt es die „Zu gut für die Tonne“-App mit derzeit rund 350 Rezepten von Sterneköchen und prominenten Kochpaten wie Sarah Wiener, Johann Lafer und Daniel Brühl. Sie zeigen, wie man aus übriggebliebenen Lebensmitteln leckere Restegerichte zubereitet. Die App gibt auch Tipps zum Einkauf, zur richtigen Aufbewahrung und Verwertung von Lebensmitteln.
App: Too Good To Go
Einen anderen Ansatz verfolgt das Startup Too Good To Go, das ebenfalls eine App entwickelte: Restaurants können damit ihre Speisen kurz vor Ladenschluss günstig an Selbstabholer verkaufen. Kunden zahlen über die App oder die Internetplattform, bekommen eine Bestätigung und holen sich das Essen dann direkt beim Betrieb ab. Dort erhalten sie eine biologisch abbaubare oder wiederverwendbare Box, die entweder bereits befüllt ist oder individuell zusammengestellt werden kann. Die Idee dieses „Take-Away-Services“ für frische Lebensmittel, die ansonsten im Müll landen würden, startete Ende 2015 in Dänemark. Mittlerweile gibt es Teams in vielen Ländern. Die angebotenen Speisen haben einen Preis ab 2 Euro pro Portion, wovon ein Euro an das Startup geht, das sich um die digitale Infrastruktur und den Kundenservice kümmert. Ein Gewinn für alle Seiten, einschließlich der Umwelt: Für die Produktion der Lebensmittel sind schließlich Ressourcen und Transportwege angefallen.
In Dänemark kooperieren bereits über 300 Betriebe mit dem Jungunternehmen. Auch in Deutschland wächst die Zahl, wie man auf Facebook lesen kann: „Tag für Tag machen mehr Restaurants bei Too Good To Go mit und wir kommen unserem Ziel, dass all die leckeren Lebensmittel NICHT mehr in der Mülltonne landen, Stück für Stück näher.“ Übrigens: Wer noch kein kooperierendes Restaurant in seiner Nachbarschaft hat, kann dem Startup per Website-Formular Betriebe vorschlagen, die teilnehmen sollten.