Poke Bowls
Seit einiger Zeit lässt sich weltweit ein Food-Phänomen beobachten: In den Großstädten schießen Poke-Restaurants und -Bars wie Pilze aus dem Boden. Die dort offerierten frischen, bunten Schüssel-Gerichte aus Hawaii erobern Foodie-Gaumen und -Herzen auf allen Kontinenten, im Sturm. So hip und trendy Poke Bowls jetzt auch bei uns sind (Tendenz steigend), so gänzlich unglamourös ist ihr Ursprung. Und Ananas darin war einst genauso fehl am Platz, wie es ein Akzent auf dem e heute noch ist.
Steile Karriere – vom simplen Fischermahl zum hippen Foodporn-Star
Poke Bowls haben in ihrer pazifischen Insel-Heimat eine uralte Tradition. Die darauf zurückgeht, dass einheimische Fischer schon vor hunderten von Jahren ihren frischen Fang, meist keine allzu großen Riff-Fische, in kleine Stücke schnitten, die mit Meersalz einrieben (nicht nur aus Gründen des Geschmacks, sondern auch der Haltbarkeit) und zusätzlich einfach mit dem würzten, was sie zur Hand hatten – und das waren nun mal Meeresalgen (speziell die Braunalge "limu"), Seetang und Kemirinüsse ("candlenuts" auf Englisch, und Macadamia-Nüssen sehr ähnlich). Mit der Ankunft der ersten japanischen Einwanderer 1885 wurde nach und nach der "ahi" genannte Gelbflossen-Thunfisch zum Poke-Fisch Nr. 1 – was die so leckere Sache heutzutage leider gleichzeitig zu einer (zumindest teilweise) heiklen macht. Auch die inzwischen längst typische Poke-Marinade aus Soja- und Austernsauce geht unverkennbar auf die Einflüsse der traditionellen asiatischen Küche zurück. Reis kam als Ergänzung erst viel später dazu. Genau wie all die ebenso bunten wie frischen und kohlehydratarmen, aber nährstoffreichen Zutaten und Toppings, die aus Poke Bowls schon den reinsten Augenschmaus machen. Und mit weit über 500.000 Posts allein auf Instagram auch einen echten Foodporn-Star.
Erlaubt ist bei Poke heute (fast) alles
Richtige Poke-Traditionalisten haben es nicht leicht in Zeiten, in denen ein eigentliches Einfache-Leute-Essen der letzte Schrei auf den Hipster-Speiseplänen beidseits des Ozeans ist. Das Wort poke bedeutet übrigens, furchtbar unspektakulär, nichts weiter als "Stück" resp. "in Stücke geschnitten". Und richtig ausgesprochen heißt es "poh-KAY", also jede Silbe einzeln betont, mit deutlich stärkerer Betonung auf der zweiten, die sich auf "okay" reimt. Über die (weit verbreitete, aber dennoch schlicht falsche) Schreibweise Poké ärgern sich viele Hawaiianer regelrecht. Bestenfalls zum Schmunzeln bringt sie der Hype, den rund um den Globus der für sie ganz gewöhnliche Snack auslöst. In zig modernen Variationen, auch mit gekochtem oder geräuchertem Fisch, ganz ohne Fisch oder Meeresfrüchte, dafür mit Fleisch, frischem Obst oder Gemüse, nicht würfelförmig geschnittenen Zutaten, und sogar Mayo-Dressing gibt es Poke Bowls natürlich längst auch auf Hawaii – inhaltlich superlecker, optisch aber eher unspektakulär sogar abgepackt im Supermarkt oder Lebensmittelladen, und als Streetfood sowieso. Das gilt auch für die vegetarische/vegane Version. Die dann nicht mehr Poke sondern Buddha Bowl heißt (weil sie, stilecht zumindest, so voll mit Köstlichkeiten ist, dass diese sich über den Schüsselrand hinaus wölben wie Buddhas wohlgenährter Bauch).
Hawaii zu Hause
Wer nun auf den Geschmack und in den Genuss einer ganz typischen Poke Bowl kommen möchte, braucht weder rund 12.000 km zu fliegen, noch unbedingt die nächstgelegenen Poke-Bars und -Restaurants zu googeln. Der authentische Geschmack Hawaiis ist nämlich ganz fix und unkompliziert auch zu Hause zubereitet! Zum Beispiel mit diesem Rezept (das anstelle von Fisch auch mit Hühnchen (durchgegart natürlich!) Lust auf mehr Aloha in der Schüssel macht).
Klassische Shoyu Ahi Poke
- 500 g frischer Thunfisch (Sashimi-Qualität)
- 3 EL Sojasauce
- 1 EL Austernsauce
- ein paar Spritzer Sesamöl
- 1 TL frisch gehackter Knoblauch
- eine Handvoll frisch geschnittene Frühlingszwiebelringe
- als optionale Ergänzung: Avocadostreifen und/oder gekochter Reis
- gehackte Macadamia-Nüsse (Mengen nach Belieben)
Poke Bowl mit Gelbflossen-Thunfisch in Sojasauce:
- Sojasauce, Austernsauce, Sesamöl und Knoblauch zusammen mit den Frühlingszwiebelringen in einer Schüssel mischen.
- Thunfisch abtupfen, in mundgerechte Würfel schneiden, in die Schüssel geben, durchmischen und abgedeckt eine Stunde lang im Kühlschrank marinieren lassen.
- Genießen! Entweder pur oder zusätzlich mit Reis und/oder Avocadostreifen in der Schüssel angerichtet und gehackten Macadamia-Nüssen bestreut. E'ai kaua!