Für einen strukturierten Alltag
Seit die Arbeit bei uns zuhause Einzug erhalten hat, fällt es vielen Menschen schwerer, ihren Alltag zu strukturieren. Gewisse Rituale, die man vor dem Homeoffice hatte, finden nicht mehr statt, die Arbeit ist gefühlt jederzeit präsent. Wo bleibt da die Work-Life-Balance? Ich habe euch ein paar Tipps zusammengestellt, die euch helfen können, Arbeit und Freizeit besser zu trennen und nach der Arbeit richtig abzuschalten.
Räumliche Trennung der Lebensbereiche
Wenn ihr vor Corona außerhalb eures Zuhauses gearbeitet habt, gab es eine natürliche Trennung zwischen eurem Beruf und eurem Privatleben. Ihr seid nach Hause gekommen und wusstet: Hier kann ich runterfahren und mich entspannen. Jetzt besetzt das Homeoffice genau diesen Raum der Erholung, was bei vielen dazu führt, dass es ihnen erheblich schwerer fällt, den Kopf freizukriegen. Die erste Maßnahme, die ihr in diesem Fall ergreifen solltet, ist: eine klare räumliche Grenze ziehen. Natürlich hat nicht jeder den Luxus eines eigenen Arbeitszimmers zuhause, es genügt aber auch eine feste Arbeitsecke einzurichten. Hier findet die Arbeit statt, und zwar nur hier.
Zeitliche Trennung von Arbeit und Privatleben
Die Trennung von Arbeit und Privatleben sollte aber nicht nur räumlich, sondern vor allem auch zeitlich und mental geschehen. Das bedeutet: Wenn euer Arbeitstag um 9:00 Uhr beginnt, blendet ihr ab da alles Private wie Wäschewaschen, Staubsaugen oder Surfen im Internet weitgehend aus. Wenn euer Arbeitstag um 18:00 Uhr endet, blendet ihr ab da alles Berufliche konsequent aus. Also Laptop nicht nur zuklappen, sondern am besten gut verstauen, sodass ihr ihn nicht mehr seht. Wenn ihr den Laptop auch privat nutzt, solltet ihr nach Feierabend trotzdem erst einmal eine Pause einlegen und so richtig abschalten, bevor ihr übergangslos mit Surfen, Recherchieren oder Netflix weitermacht.
Den Feierabend symbolisch einläuten
Sobald ihr Feierabend habt, hilft es, diesen Schnitt symbolisch zu untermauern, also eine Handlung einzuführen, wie es früher der Nachhauseweg war. An seine Stelle tritt nun ein kleiner Spaziergang oder ein paar Yoga-Übungen. Oder ihr dreht die Musik auf und tanzt in den Feierabend hinein. Zu welchem Ritual ihr euch auch entscheidet, gestaltet den Übergang zum Feierabend und erst recht den ins Wochenende mit einer bewussten Aktion, die wie ein Gong klarmacht: Jetzt ist Schluss mit Arbeit!
Auspowern: So bekommt ihr den Kopf richtig frei
Es gibt verschiedene Wege mental zur Ruhe zu kommen und für jeden funktioniert etwas anderes. Das körperliche Auspowern hat sich aber besonders bewährt und ist in Zeiten von Online-Kursen und YouTube auf jeden Fall eine umsetzbare Lösung für die eigenen vier Wände. Dabei muss die Bewegungseinheit gar nicht so lang sein, lieber niedrigschwellig und kurz, dafür intensiv. 20 Minuten Vollgas können schon reichen, um am Ende richtig schön k.o. zu sein. Ob Yoga, Pilates oder funktionelles Training – ganz egal, Hauptsache eure Muskeln brennen. Denn wenn ihr euch körperlich fordert, setzt ihr neue Energien frei, Gedankenprozesse und Erlebnisse werden mental verarbeitet und ihr gewinnt emotional Abstand zu den Dingen, die euch im Alltag belasten oder stressen. Man nennt das auch „aktive Entspannung“ oder „aktive Regeneration“.
Achtsamkeit: Gönnt euch 5 Minuten Stille
Wunderbar wohltuend ist es, nach der Sporteinheit für fünf Minuten innezuhalten und vollkommene Ruhe zu genießen. Am besten zieht ihr euch dafür in ein Zimmer zurück, wo euch niemand und nichts stört. Meditiert im Sitzen oder legt euch einfach flach auf den Boden und schließt die Augen, lasst eure Gedanken ziehen, haltet nicht an ihnen fest und konzentriert euch auf euren Atem. Wem das schwerfällt, kann sich eine Klangschale anschaffen und die Klangmeditation ausprobieren. Vielen Menschen hilft es, sich auf einen Klang zu fokussieren, um sich von kreisenden Gedanken zu lösen.
Liste mit Dingen, die euch guttun
Das erste, was ich gemacht habe, als meine Stimmung und Motivation im Corona-Jahr 2020 immer weiter in den Keller rutschte: Ich habe eine Liste erstellt mit Dingen, die mir guttun. Verrückt, dass man darüber erst einmal nachdenken muss und oft nicht intuitiv weiß, was das sein könnte. Aber dann kommen meist doch ein paar Dinge zusammen, die man auch noch unter eingeschränkten Umständen tun kann. Bei mir ist es zum Beispiel ein bestimmtes Gericht, das ich mir bei meinem Lieblingsvietnamesen zum Mitnehmen bestelle. Oder ein Spaziergang in der Nachbarschaft, eine Runde Tanzen in der Küche, während ich ein leckeres Essen zubereite oder ein inspirierendes Buch lesen. Inzwischen puzzle ich auch leidenschaftlich gerne. Etwas neu zu lernen, kann auch großen Spaß machen: eine Sprache, Yoga, ein Musikinstrument, Meditation… In diesen Zeiten geht es darum, uns so oft es geht – möglichst jeden Tag – etwas zu gönnen, das uns Spaß macht und uns guttut (haufenweiße Chips und Süßigkeiten essen macht vielleicht Spaß, tut uns aber auf Dauer nicht gut). Wir wollen Dinge finden, die uns Energie geben, weil uns zurzeit vieles eher Energie raubt. Wir brauchen kleine Highlights, auf die wir uns freuen und mit denen wir uns belohnen können. In diesem Sinne: Schönen Feierabend und gönnt euch was!