Wunsch oder Wirklichkeit?
Die Diskussionen um den Klimaschutz nehmen nicht ab. Vorschläge, Forderungen und Umsetzungen sind allgegenwärtig. Sie umgeben und begleiten uns täglich. In Politik und Wirtschaft wird mit zukünftiger Klimaneutralität geworben. Doch was bedeutet der Begriff genau? Und ist klimaneutrales Leben und Wirtschaften überhaupt möglich? „Ein Guter Tag“ möchte Aufklärungsarbeit leisten. Die Initiative des österreichischen Instituts für Wirkungsforschung und Entwicklung hat es sich zur Aufgabe gemacht, den Begriff Klimaneutralität greifbar und verständlich zu machen. In ihrer interaktiven App könnt ihr in wenigen Schritten euren persönlichen Alltag auf Klimaneutralität testen. Ein Punkterechner macht es möglich.
Und so funktioniert‘s
„Ein Guter Tag hat 100 Punkte“ – so lautet der Slogan der Initiative. Jeder Mensch darf täglich 6,8 Kilogramm CO2 ausstoßen oder vereinfacht: 100 Punkte verbrauchen. Überschreitet man diese Grenze, lebt man nicht mehr klimaneutral, sprich: klimaschädlich. Dabei spielt der gesamte Alltag in die Rechnung: Fortbewegungsmittel, Ernährung, Konsum- und Gebrauchsgegenstände sowie die technische Ausstattung. Ein Beispiel: Unter dem Stichwort „Mobilität“ wird das tägliche Fortbewegungsmittel eingetragen. 20 Kilometer mit dem Auto zur Arbeit bringen 31 Punkte auf dem Punktestand. Im Weiteren wird der Stromverbrauch aufgelistet. Jedes Elektrogerät, das regelmäßig genutzt wird, frisst Punkte. Auch die Art zu heizen spielt eine wichtige Rolle. Den Großteil der Punkte machen die Konsumgüter aus. Ein voller Kleiderschrank kostet zwischen 20 und 30 Punkte. Durch einen Waschgang kommen 10 Zähler hinzu. Eine heiße Dusche macht täglich 4 Punkte aus. In der Ernährung sind es vor allem Fleisch- und Milchprodukte, die sich mit hohen Punktezahlen niederschlagen. Grund dafür sind Transport und Viehhaltung. Zu guter Letzt besitzt jeder Wohnort einen grundsätzlichen Basiswert. Dieser setzt sich aus der Infrastruktur und Energieversorgung der Stadt zusammen.
Klimaneutral leben? Die bittere Realität
Das Ergebnis ist oft erschreckend. 100 Punkte sind kaum einzuhalten. Wer versucht einen klimaneutralen Alltag umzusetzen, muss mit massiven Einschränkungen und Hindernissen rechnen. Die Website zeigt auch beispielhaft Punktestände anderer Personen an. Im Durchschnitt befinden sie sich zwischen 200 und 400 Punkten. Das soll die Hauptproblematik verdeutlichen: In unserer Gesellschaft existiert keine Infrastruktur, um klimaneutral zu leben.
Was wir lernen können
Es geht nicht darum den Nutzern ein schlechtes Gewissen zu machen oder mit dem Finger auf Klimasünder zu zeigen. „Ein Guter Tag“ möchte mit der App die Menschen darauf sensibilisieren, welche Mengen CO2 durch welche Alltagssituationen ausgestoßen werden. Die App schlägt mit Augenzwinkern auch alternative Alltagsbeschäftigung vor: Küssen, Plaudern oder Schach spielen verbrauchen kein CO2. Es geht darum, ein Bewusstsein für den eigenen Verbrauch zu schaffen. Ein Selbstversuch soll aufzeigen, wie schwierig die Umsetzung eines klimaneutralen Alltags ist. Um in Zukunft klimafreundlicher zu leben, muss die Politik den Weg für den Verbraucher ebnen. Klimaschutz ist eine Aufgabe, die wir als Gesellschaft gemeinsam in Angriff nehmen müssen.
Teste deinen eigenen Verbrauch unter: https://eingutertag.org/de/